Section for Mineralogy, Petrology & Geochemistry
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Obituary

Karl Thomas Fehr 1954 – 2014

Karl Thomas Fehr wurde, völlig unerwartet, am 18. März 2014 mitten aus seinem Leben herausgerissen. Viele haben ihn gerade noch beim letzten gemeinsamen Workshop der beiden DMG Sektionen Physik, Chemie und Kristallographie der Minerale und Angewandte Mineralogie in Umwelt und Technik in Bad Windsheim erlebt, umso erschreckender ist sein plötzlicher Tod, der auch seine Verwandten und engsten Freunde völlig überraschte.

Karl Thomas Fehr wurde am 14. Januar 1954 in Blaichach im Oberallgäu geboren . Nach der Volksschule besuchte er das Allgäu-Gymnasium in Kempten, wo er 1973 das Abitur ablegte. Nach Ableistung des Wehrdienstes begann er 1974 mit dem Studium der Mineralogie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). 1978 heiratete er die Lehrerin Ingrid Jellen, aus dieser Ehe gingen die beiden Kinder Stephanie (geb. 1980) und Sebastian (geb. 1984) hervor.

Nach dem Diplom 1979 bei Prof. H.G. Huckenholz promovierte er 1983 bei Prof. Huckenholz mit einer Arbeit über die Stabilität von Grossular-Hydrogrossular-Mischkristallen.

Am 16.12.1992 habilitierte er sich an der Fakultät für Geowissenschaften der LMU für das Fach Mineralogie und Petrographie, am 13.4.1994 wurde ihm die Lehrbefugnis erteilt.

Karl Thomas Fehr war von 1979 – 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter, danach bis 1983 Verwalter der Dienstgeschäfte eines wissenschaftlichen Assistenten am Institut für Mineralogie und Petrographie am Institut für Mineralogie und Petrographie der LMU. Ab 1983 war er Akademischer Rat auf Zeit an diesem Institut, 1988 wurde er zum Akademischen Rat auf Lebenszeit ernannt. Im Sommersemester 1996 hatte er eine Gastprofessur für das Fach Petrologie an der Universität Salzburg inne. Am 22.7.1999 folgte die Ernennung zum Apl. Professor für Mineralogie an der Fakultät für Geowissenschaften der LMU. Im Jahr 2001 erhielt er einen Ruf auf die Professur „Angewandte Mineralogie“ an der Universität Salzburg, den er allerdings nicht annahm.

Bis zu seinem Tode hatte er die Akademische Direktoren-Stelle am Department für Geo- und Umweltwissenschaften inne und war Leiter des Mikrosonden-Labors des Departments.

Die Forschungsinteressen von Karl Thomas Fehr waren sehr vielfältig. Begann er im Sinne seines Lehrers mit experimentellen Untersuchungen von Koexistenzen und Stabilitäten gesteinsbildender Minerale (speziell Granate, Pyroxene, Epidot), konzentrierte er sich zunehmend auf die Untersuchung von CSH-Phasen, ihre Eigenschaften und Bildungsbedingungen. Da diese Phasen eine große Bedeutung in der Baustoffherstellung besitzen, ergab sich daraus eine Konzentration auf das Gebiet der Technischen Mineralogie, die bald weit über dieses Forschungsgebiet hinausging. Neuere Forschungsziele von Karl Thomas Fehr waren z.B. Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Akkus, Ferroelektrika mit Rutilstruktur oder Beschichtungen zur Verschleißreduktion an Werkzeugen bei komplexen Belastungen. Das letztgenannte innovative Gebiet vertrat er als Forschungsgruppenleiter im Bayerischen Forschungsverbund forlayer. Es war Karl Thomas Fehr ein großes Anliegen, die Bedeutung der Mineralogie für die modernen innovativen Technologien und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten einem weiten Kreis – auch innerhalb der Fachkollegen – deutlich zu machen, was er konsequent und auch durchaus streitbar vertrat. Er war Mitglied des Arbeitskreises für Angewandte Mineralogie in Umwelt und Technik und von 1998 bis 2002 Mitglied der Kommission für Technische Mineralogie der DMG. Karl Thomas Fehrs Forschung und Engagement auf dem Gebiet der Technischen Mineralogie ist weltweit anerkannt. Er war gern gesehener Keynote Speaker auf Internationalen Tagungen in Europa, den USA, China und Japan und Mitglied des ISHA Councils (International Solvothermal and Hydrothermal Association).

Dies ist aber noch lange nicht alles im weit gespannten Interessengebiet von Karl Thomas Fehr. In seinem umfangreichen Schriftenverzeichnis finden sich auch Arbeiten zur Kristallchemie von Phosphaten und Arsenaten, Mössbauer- und FTIR-Spektroskopie, zum Oxidationsstatus von Eisen in Gläsern, zu Meteoriten, Impaktkratern, magma mixing, römischen Schmiedeschlacken und mittelalterlichen Verhüttungsresten.

Karl Thomas Fehr sah seine Aufgabe als Hochschulangehöriger nicht nur in der Forschung, die Lehre war ihm genauso wichtig. Seine Vorlesungen waren immer gut besucht und bei den Studenten beliebt, für die er als langjähriger Vorsitzender des Prüfungsausschusses immer ein offenes Ohr für Probleme und Wünsche hatte. Viele seiner Schüler nehmen heute leitende Stellungen in Industrie-Unternehmen ein.

Rupert Hochleitner, Mineralogische Staatssammlung München


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